Ergebnisse und Impulse aus DIHK-Digitalisierungsumfrage
Laut der aktuellen DIHK-Digitalisierungsumfrage werden die Digitalisierung bzw. die vielfältigen digitalen Möglichkeiten in deutschen Unternehmen primär als Werkzeug und weniger als Innovationstreiber wahrgenommen und genutzt. Was die Studie aussagt und wie Unternehmen einen selbstkritischen Blick auf ihre eigene digitale Unternehmensentwicklung und ihren digitalen Reifegrad werfen können, ist Gegenstand dieses Beitrags.
Nutzen von Studien
„Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast“. Wissen Sie, wer das gesagt haben soll? Die Älteren werden wahrscheinlich Winston Churchill rufen, aber es gibt keinen Beleg dafür, dass er das jemals gesagt hat. Mit anderen Worten: Wem können wir wirklich trauen, wenn es um Statistiken und die Einordnung verschiedener Zustände geht?
Um es kurz zu machen: Zweifellos haben Statistiken und Studien gerade in unserem Land mit seiner herausragenden empirischen Kompetenz einen hohen Stellenwert. Man denke nur an die präzisen Wahlprognosen kurz vor Bekanntgabe des amtlichen Endergebnisses. Auf unsere Statistik- und Erhebungsverfahren ist Verlass.
Kurzum: Eine Studie mit Vergleichswerten, gerade wie die eines unsichtbaren digitalen Reifegrades, kann helfen, Orientierung im eigenen Unternehmen zu finden. Wo steht das Unternehmen mit seinen digitalen Möglichkeiten, wie ordnet es sich selbst ein und gibt es neben den alltäglichen digitalen Herausforderungen auch Druck durch Wettbewerber oder an anderen Stellen, die das Unternehmertum und die betrieblichen Abläufe hemmen oder gefährden können?
Oder gibt es Chancen durch (aufzubauende) digitale Kompetenzen, die den Fortbestand des Unternehmens sichern? Fragen über Fragen, deren Beantwortung jedoch Klarheit schafft und Unternehmen weiter auf die (digitale) Transformationsfähigkeit vorbereitet. Und - das ist vielleicht die wichtigste Quintessenz - kein Unternehmen gleicht dem anderen, jede Problemstellung ist anders und Geschäftsmodelle können trotz vergleichbarer Produkte völlig unterschiedlich sein.
Neben der Studie bieten wir daher verschiedene Beratungsleistungen wie Digitalisierungs- und Fördermittelberatung oder die Begleitung in Innovationsprojekten an, um Unternehmen in ihrer digitalen innovativen Entwicklung und Zukunftsfähigkeit zu unterstützen.
Studienergebnisse
Nachfolgend finden Sie die Zusammenfassung der Studie mit ergänzenden Kommentaren, die Sie in voller Länge von der Website der DIHK herunterladen können.
Ergebnisse der Digitalisierungsumfrage 2023 mit N = 4.114 Unternehmen
- Digitalisierungsfortschritt in Unternehmen: Die deutschen Unternehmen bewerten ihren Digitalisierungsgrad im Durchschnitt mit der Schulnote 2,8 (Vorjahr: 2,9), was auf eine stabile, aber noch ausbaufähige Gesamtsituation hindeutet. Gerade angesichts der vielfältigen globalen Krisen wird die Digitalisierung weiter vorangetrieben. Die Herausforderung besteht darin, das Tempo der Digitalisierung trotz Krisen und Hemmnissen wie bürokratischen Hürden beizubehalten.
- Digitalisierung als Werkzeug: Die Digitalisierung wird vor allem als Mittel zur Flexibilisierung der Arbeit, zur Qualitätsverbesserung und zur Kostensenkung gesehen, weniger als Innovationsmotor. Das Potenzial für Kooperationen zwischen Staat und Unternehmen, um beispielsweise dem Fachkräftemangel zu begegnen, ist groß, wird aber nicht ausgeschöpft. Digitale Innovationen könnten Arbeits- und Fachkräftemangel kompensieren und weniger gut genutzte Ressourcen schonen. Hier ist noch viel Luft nach oben.
- Herausforderungen der digitalen Transformation: Zeitmangel, Komplexität und Finanzierungsfragen sind die Haupthindernisse. Problematisch sind auch die lokalen kulturellen Gegebenheiten, die immer noch hierarchisch geprägt sind und kooperatives Arbeiten am Unternehmen verhindern können.
Ein Ansatz zur Bewältigung könnte die Einrichtung spezialisierter Digitalisierungsteams sein, die sich ausschließlich mit der Umsetzung digitaler Projekte befassen und durch externe Fördermittel unterstützt werden. Die Voraussetzungen dafür sind einfach formuliert: Das Management muss es wollen und zulassen und die jeweiligen Teams müssen es können. - Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI): Der Einsatz von KI-Technologien in Unternehmen nimmt zu, wobei die Verfügbarkeit von Daten und digitale Kompetenzen als kritische Erfolgsfaktoren identifiziert werden. Eine Lösung könnten interne Weiterbildungsprogramme sein, um Mitarbeitende und Führungskräfte in datenwissenschaftlichen Kompetenzen zu schulen.
Dabei sollte der Begriff "Datenwissenschaft" jedoch nicht als Raketenwissenschaft verstanden werden, sondern als Verlässlichkeit der Datenqualität und deren Nutzung. Mit anderen Worten: Sie ist leicht erlernbar. - Rechtliche Unsicherheiten bei der Datennutzung: Rechtliche Rahmenbedingungen stellen ein Hindernis dar. Eine mögliche Lösung wären klare gesetzliche Vorgaben und Richtlinien durch den Gesetzgeber, um den Unternehmen Rechtssicherheit zu geben. Aber auch hier müssen die Unternehmen vorbeugen und intern klare Richtlinien und Vorgaben machen, damit jeder im Unternehmen weiß, was er darf und was nicht.
- Netzausbau und digitale Infrastruktur: Der Bedarf an schnellem Internet und der Ausbau von Glasfaseranschlüssen werden als entscheidend angesehen. Kooperationen zwischen öffentlicher Hand und privaten Anbietern könnten hier den Ausbau beschleunigen. Auch die IHKs spielen als regionales Sprachrohr der Wirtschaft gegenüber der Kommunal- und Landespolitik eine wichtige Rolle. Dies gilt es zu nutzen.
Unternehmen können diesen Kanal nutzen, um der Politik ihre Forderungen zum Erhalt des Wirtschaftsstandortes deutlich zu machen. Das Verfahren ist für Laien auf den ersten Blick etwas sperrig, aber umso wirkungsvoller, wenn es nachvollziehbar ist. In den IHKs gibt es dafür Fachausschüsse, die mit Unternehmerinnen und Unternehmern besetzt sind und mit einem politischen Mandat die Interessen der Branche oder des Fachbereichs vertreten. - Cybersicherheit: Angesichts der Zunahme von Cyber-Angriffen ist Cyber-Sicherheit ein kritisches Thema. Regelmäßige Sicherheitsaudits und Schulungen können helfen, Risiken zu minimieren und das Bewusstsein zu schärfen. In der aktuellen Situation sollte besonders intensiv geprüft werden, über welche Sicherheitsmaßnahmen ein Unternehmen verfügt. Die Angriffe haben seit dem Angriffskrieg gegen die Ukraine exorbitant zugenommen.
Die meisten IHKs bieten hierzu Unterstützung an. Alternativ kann die IHK Business Capability Map genutzt werden, in der Methoden bzw. Verfahren zur Planung und Sicherstellung der Business Continuity als zentraler Kern zur Verfügung gestellt werden.
- Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung: Die schleppende Digitalisierung der Verwaltung wird als Hemmnis empfunden. Digitale Plattformen und einheitliche Standards könnten die Interaktion zwischen Unternehmen und Verwaltung verbessern.
Sprechen Sie mit Ihren IHKs über die Tücken und Hürden der Bürokratie. Es ist unsere Aufgabe, dies an die Politik weiterzugeben und Druck zu machen. Viele Unternehmen wissen nichts von dieser Arbeit der IHKs. Je mehr konkrete und authentische Informationen wir über hinderliche bürokratische Verfahren erhalten, desto konkreter und besser können wir im Interesse unserer Mitgliedsunternehmen agieren. - Politische Forderungen: Um die Digitalisierung voranzutreiben, werden einheitliche rechtliche Rahmenbedingungen, der Ausbau der digitalen Infrastruktur und die Förderung digitaler Kompetenzen gefordert. Ein Ansatz könnte die Einrichtung eines nationalen Digitalisierungsfonds sein, aber auch eine bessere Planung der Fördermittel auf Länderebene.
Fazit
In der Vergangenheit haben sich viele Unternehmen auf Effizienzsteigerungen und Kostensenkungen durch digitale Technologien konzentriert. Diese Sichtweise ist oft das Ergebnis einer konservativen Unternehmenskultur, die Veränderungen und Risiken scheut.
Dabei wird übersehen, dass die Digitalisierung das Potenzial hat, Geschäftsmodelle grundlegend zu verändern und neue Wertschöpfungsmöglichkeiten zu schaffen. Beispielsweise ermöglicht die Digitalisierung die Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen, die Schaffung personalisierter Kundenerlebnisse oder die Erschließung neuer Märkte durch datengestützte Entscheidungsfindung.
Sie fördert auch Innovationsprozesse durch agilere und flexiblere Arbeitsweisen, die kreative Lösungen und eine schnelle Anpassung an Marktveränderungen unterstützen. Viele Unternehmensgründer unterschätzen die Möglichkeiten, die sich aus der Analyse großer Datenmengen (Big Data) ergeben, beispielsweise in Form verbesserter Marktanalysen oder der Optimierung interner und externer Prozesse. Dies sind nur ganz einfache Beispiele.
Die Herausforderung besteht darin, diese Potenziale zu erkennen und in eine strategische Unternehmensausrichtung zu integrieren, die die Digitalisierung als integralen Bestandteil der Unternehmensentwicklung begreift.
Vielleicht hilft diese Anregung, schneller in die digitale Unternehmensentwicklung einzusteigen: Mit einer ganzheitlichen Datenstrategie werden alle Bereiche eines Unternehmens durchleuchtet. Im Ergebnis wird klar, welches Geschäftsmodell vorhanden ist, welches angestrebt werden soll und was dazu fehlt. Auch hier unterstützen die IHKs vor Ort.
Die jeweiligen Ansprechpartner in Ihrem Kammerbezirk finden Sie unter folgendem Link.
Veranstaltungen und weitere Informationen
Über das impulsnetzwerk.ihk.de erhalten Sie wöchentlich verschiedene Online-Impulse zu digitalen Themen. Die Vielfalt der Angebote ist dem Querschnittsthema Digitalisierung geschuldet, so dass für alle Zielgruppen in den Unternehmen etwas dabei ist. Die Angebote finden Sie hier.
Aber auch die regionalen IHKs und unser Dachverband DIHK bieten unzählige Angebote online und vor Ort an, die Sie auf den jeweiligen Webseiten unter Veranstaltungen finden.
Darüber hinaus finden Sie eine Fülle von Fachbeiträgen unter der Rubrik Endlich verständlich. Bitte teilen Sie uns mit, welche Themen Sie vermissen. In der Regel recherchieren wir aktuelle Megatrends und holen uns Meinungen aus Studien und Unternehmensbesuchen ein, um Fachbeiträge zu erarbeiten. Jeder Impuls von außen ist uns willkommen.
Schreiben Sie uns gerne einen Kommentar, einen Wunsch, welche Impulse Sie für Ihre Unternehmensentwicklung benötigen.
Glossar
- Agiles Projektmanagement: Methoden, die Flexibilität und Anpassungsfähigkeit in den Mittelpunkt stellen.
- Design Thinking: Ein Ansatz zur Lösung von Problemen und zur Entwicklung neuer Ideen, der Nutzerbedürfnisse in den Mittelpunkt stellt.
- KI (Künstliche Intelligenz): Technologien, die es Computern ermöglichen, Aufgaben zu erledigen, die menschliche Intelligenz erfordern.
- Cybersicherheit: Schutz von Computersystemen und Netzwerken vor Diebstahl oder Beschädigung ihrer Hardware, Software oder Daten.
- Digitalisierungsfonds: Ein finanzielles Instrument, das darauf abzielt, Investitionen in digitale Projekte und Technologien zu fördern.