Wer spricht, der bleibt: Erfolgsfaktor Stimme

„Sie haben mich überzeugt! Ich kaufe bei Ihnen, es fühlt sich einfach richtig an.“ – So klingt Erfolg. Und für solche Momente tun wir unsere Arbeit: um bei anderen mit unserem Angebot auf positive Resonanz zu stoßen. Um mit den eigenen Worten, mit dem Auftritt bei möglichen Kund:innen eine Saite zum Klingen bringt. Digital oder analog. Kleidung, Gesten, Blicke – all das sagt etwas über uns aus und wirkt auf unser Umfeld. Und was ist mit der Stimme?
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Stimmt’s?

Wer wirken oder bewirken will, investiert sinnvollerweise in Signale, die bei anderen „Anklang“ finden. Durch die Pandemie befeuert, haben kleine, mittlere und große Unternehmen in den vergangenen zwei Jahren Milliarden investiert in digitale Kommunikation, Ads, Videos, Podcasts und entsprechende Technik.
Zum Teil mit, zum Teil ohne große Wirkung.

Wozu

Denn Anklang findet nur, was stimmig wirkt. Was zum Unternehmen, zur Person des Anbieters passt. Und zum Kunden.
Dabei lassen viele Marketing-Entscheider:innen das Naheliegendste außer Acht: Die eigene persönliche Ausstrahlung als Hauptfaktor der Markenwirksamkeit. Die Hotelchefin, die bei der Begegnung im Foyer die Gäste lächelnd fragt, ob alles Recht ist. Der Handwerker, der im Auftragsgespräch am Telefon durch bodenständige Freundlichkeit einen Stammkunden gewinnt. Die Geschäftsführerin, die durch eine persönliche Videobotschaft der Firma ein sympathisches Gesicht gibt. Denn Menschen kaufen auch im Digitalzeitalter von Menschen.
Was nachhaltig überzeugt und Kunden bindet, sind die gewinnende Ausstrahlung der Person, Engagement und Glaubwürdigkeit.
Und diese Faktoren werden vor allem durch die Stimme und die Körpersprache eines Menschen transportiert. Laut einer Studie der Uni Mainz sind diese beiden nonverbalen Ausdrucksmittel zusammen zu 78% für die positive Wirkung des Gesagten verantwortlich. Nur zu 22% zahlt die Wortwahl auf das Überzeugungskonto ein. Klug investiert also jeder, der sich um die Stimmigkeit seines Ausdrucks Gedanken macht.
Wer nuschelt oder brummt, wirkt nicht lässig, sondern distanziert
Da der persönliche Ausdruck nicht immer nur von der tatsächlichen Kompetenz beeinflusst wird, sondern stets auch von Tagesform und Laune, entsteht, wenn man nicht aufpasst, leicht ein falscher Eindruck. Den Zeitdruck in der Stimme des Dienstleisters nimmt die Kundin dann stärker wahr als dessen Kompetenz, die kopfschmerzbedingte schlechte Laune mehr als die eigentliche Gutmütigkeit, den Stress mehr als die fachliche Brillanz. Und sie fragt sich: Bin ich bei der Konkurrenz vielleicht doch in besseren Händen?
Durch solche Missverständnisse springen Kunden ab, platzen Verträge, verschwinden Unternehmen vom Markt.
Um dies zu verhindern, entdecken immer mehr Unternehmer:innen und Führungskräfte Stimmtraining für sich. Von ausgebildeten Sprecherzieher:innen und Stimmtrainer:innen lernen sie, wie sie Stimme und Körpersprache im Kunden- und Mitarbeiterkontakt zielfördernd einsetzen können, ohne die eigene Authentizität zu verlieren.

Wie

Die Hamburger Rhetorik- und Stimmtrainerin Anne Kühl verbindet die Arbeit am Auftritt mit Ansätzen aus dem systemischen Coaching. Sie hat in den letzten 15 Jahren über 6000 Menschen gecoacht und in Seminaren zu Rhetorik und Stimmwirkung begleitet. Sie rät: „Nehmen Sie körperlich und stimmlich bewusst Haltung an, wenn Sie beruflich kommunizieren. Bringen Sie sich in eine positive Stimmung, und bereiten Sie sich mit ein paar einfachen Stimmübungen auf wichtige Gespräche vor. So wirken Sie mühelos präsent und positiv ansprechend.“
Mit einfachen Übungen lässt sich starke Wirkung erzielen
Ebenso, wie man den Körper durch Sport in Form bringen kann, helfen auch Stimmübungen, um klar, deutlich und sicher zu klingen. „Es geht nicht darum, sich zu verstellen, sondern darum, die besten Seiten der eigenen Persönlichkeit in den Kontakt einzubringen“, sagt Anne Kühl. „Ihre Stimme ist Ihre akustische Visitenkarte. Investieren Sie hier ebenso viel Sorgfalt wie in Ihre Webseite oder Ihr Firmenlogo.“
Durch die Pandemie wird die Stimme noch wichtiger
Gerade weil wir weniger Direktkontakt mit Menschen haben, wird die Stimme während der Pandemie auch als intuitives soziales Signal noch entscheidender. Telefonate und Video-Konferenzen sind Hauptträger der Kommunikation im Home-Office. Wo hochwertige Kleidung, Uhren und andere Statussymbole nur noch vage zur Geltung kommen, wird nun stattdessen ganz genau hingehört: Wie zeigt der Kollege im Teams-Meeting, was er draufhat? Wie unterstreicht die Job-Kandidatin im Vorstellungsgespräch über Zoom ihre Erfahrenheit?
Die Forschung zeigt, dass die Träger tiefer Stimmen als kompetenter eingestuft werden als Menschen mit hohen Stimmen. Wer allerdings im Home-Office den ganzen Tag sitzt, verliere dagegen an Stimmvolumen und -tiefe, sagt Anne Kühl: „Durch einen Mangel an Bewegung verflacht sich die Atmung und die Körperspannung nimmt ab. Dadurch verliert die Stimme an Volumen, Tiefe und Kraft.“ Was man dagegen tun kann? „Halten Sie wichtige Telefonate und Video-Calls im Stehen ab.“

Mit der Stimme Punkten

Darüber hinaus verrät Anne Kühl drei Tipps, mit denen Sie Ihre stimmliche Wirkung schnell verbessern können:
  1. Wenn Sie im Stress sind oder Ihr Körper durch langes Sitzen angespannt ist, lockern Sie Ihre Stimme, bevor Sie ein Gespräch führen. Dehnen und strecken Sie dafür Ihren Körper und gähnen Sie, um den Resonanzraum im Rachen zu weiten. Danach klingt Ihre Stimme entspannter und tiefer.
  2. Um Ähs und Füllwörter zu vermeiden, halten Sie Ihre Sätze kurz und machen nach jedem Satz 1-2 Sekunden Pause. So haben Sie genug Zeit, den Inhalt Ihres nächsten Satzes zu planen und können auf störende „Pausenzeichen“ verzichten.
  3. Nehmen Sie sich vor wichtigen Gesprächen einen Moment Zeit, um sich in eine positive Stimmung zu versetzen. Nutzen Sie dafür Bilder von lieben Menschen, Urlaubsorten oder Ihrem Lieblings-Sportclub – oder denken Sie an den Erfolg, den Sie anstreben, bis in Ihrem Körper das Gefühl entspannter Freude spürbar wird. Ihre positiven Gefühle werden sich in Ihrer Stimme spiegeln und ihre Ausstrahlung wirkt gewinnender auf andere Menschen.

Online-Impuls und Buch

Online-Impuls: Mit Stimme online überzeugen

DI 01.02.2022 von 15:00 bis 16:30 Uhr
Zu Informationen und kostenfreien Teilnahme hier entlang.

Buchtipp

Die wirksamsten Auftritts-Tipps und ein komplettes Trainingsprogramm für eine gewinnende Stimme hat Anne Kühl in einem Selbstcoaching-Buch zusammengefasst: „Deine Stimme – Deine Power. Klar sprechen und Gehör finden.“ Erhältlich unter https://annekuehl.de/buch/.